Geschichte der Jahresberichte

1880 bis 1916

Die Jahresberichte für deutsche Geschichte können auf eine über 125-jährige Tradition zurückblicken. Von 1880 bis 1916 wurden von der Historischen Gesellschaft zu Berlin Jahresberichte der Geschichtswissenschaft herausgegeben. Universalgeschichtlich angelegt, enthielten sie von namhaften Fachgelehrten verfasste Forschungsberichte aus allen Bereichen der Geschichtswissenschaft.

 

1920 bis 1942

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges setzten zunächst die Jahresberichte der deutschen Geschichte, die von 1920 bis 1927 in Breslau erschienen, die historische Fachinformation fort. Sie vollzogen eine inhaltliche Einengung auf die Geschichte Deutschlands, wie sie sich aufgrund des zunehmenden Publikationsaufkommens schon in den Jahren zuvor abgezeichnet hatte. Aufgrund der Erschwernisse der Nachkriegszeit wurde bereits nach wenigen Jahren eine Neuorganisation erforderlich.

1926 wurden mit Unterstützung staatlicher Gremien sowie der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft die Jahresberichte für deutsche Geschichte ins Leben gerufen. Sie gliederten sich in einen bibliografischen und einen Teil mit Fortschrittsberichten zu einzelnen Themenbereichen der deutschen Geschichte. Wissenschaftliche Betreuer und Herausgeber waren Albert Brackmann und Fritz Hartung. Die bibliografische Bearbeitung erfolgte maßgeblich in Berlin an der Preußischen Staatsbibliothek; ab dem dritten Jahrgang engagierte sich auch die Deutsche Bücherei Leipzig für die Jahresberichte. Getragen wurde das Unternehmen von der Gesellschaft Jahresberichte für deutsche Geschichte, in deren Auftrag 1931 auch die neunte Auflage des Dahlmann-Waitz erschien. Politische und ideologische Motivationen in der Geschichtswissenschaft der 1920er und 1930er Jahre spiegeln sich in den Jahresberichten deutlich wider. Kriegsbedingt musste die bibliografische Arbeit 1942 eingestellt werden.

Die Jahrgänge 1 bis 14 der Jahresberichte für die Berichtsjahre 1925 bis 1938, die zwischen 1927 und 1940 erschienen, sind wegen ihrer besonderen wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung in den Jahren 2001 bis 2003 in einem Digitalisierungsprojekt erfasst und im Internet zur Verfügung gestellt worden.

 

1947 bis 1989

1947 beauftragte die im Ostsektor der Stadt gegründete Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Fritz Hartung, die bibliografische Arbeit im Namen der Akademie wieder aufzunehmen; der Neubeginn konnte jedoch erst 1950 erfolgen. 1952 erschien der erste Jahrgang der Neuen Folge der Jahresberichte für deutsche Geschichte für das Berichtsjahr 1949 – nunmehr ausschließlich als Bibliografie mit inhaltlich erschlossenen Titelnachweisen. Im Zuge inhaltlicher Auseinandersetzungen und der Neuorganisation der Geschichtswissenschaft in der DDR gab Hartung 1958 die Herausgeberschaft an das neu errichtete Institut für Geschichte der Akademie ab. Unter der Leitung von Peter Wick, seit 1987 Wolfgang Wächter, gelang es, die Bibliografie zu erhalten und erhebliche Rückstände aufzuarbeiten. Konzeptionell orientiert am Marxismus konnte die Literaturauswahl der politischen Beeinflussung weitgehend entzogen werden. Materielle Beschränkungen und die technologische Rückständigkeit stellten erhebliche Beeinträchtigungen dar. Nicht zuletzt durch hohen Personaleinsatz, umfangreichen Fernleihverkehr und die Anwendung des Autopsieprinzips gelang es, die bibliografische Qualität der Jahresberichte und den Rang eines zuverlässigen Nachweisinstruments zu sichern.

 

1990 bis 2015

Eine vom Verband der Historiker Deutschlands eingesetzte Kommission entwickelte 1991 unter der Leitung von Wolfgang J. Mommsen Vorschläge und Empfehlungen für eine konzeptionelle und technische Modernisierung der Jahresberichte, die bis zum Erscheinen des 44. Jahrgangs 1994 umgesetzt wurden. Sie betrafen vor allem folgende Aspekte:

  • die Verbesserung von Aufbau und Struktur der Jahresberichte durch eine konzeptionelle Neugestaltung der Systematik und des Sachregisters
  • die Erweiterung des Profils durch Berücksichtigung der Publikationen zu den Anfängen in römisch-germanischer Zeit sowie zur neuesten deutschen Geschichte von 1945 bis zur Gegenwart
  • den Ausbau und die Erweiterung der Zusammenarbeit mit den großen wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland – insbesondere mit der Deutschen Bibliothek (seit 2006 Deutsche Nationalbibliothek), der Staatsbibliothek zu Berlin und der Bayerischen Staatsbibliothek München
  • die Umstellung der Jahresberichte auf eine datenbankgestützte Bibliografie.

 

Von 1993 bis 2015 gehörten die Jahresberichte für deutsche Geschichte als Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an. Die wissenschaftliche Betreuung oblag einer Kommission, der Akademiemitglieder sowie führende Fachvertreter der Geschichtswissenschaft und des Bibliothekswesens angehörten. Leiter des Projekts war – in der Nachfolge von Wolfgang J. Mommsen – von 2005 bis 2015 Christoph Cornelißen.

 

Die Datenbank war Basis für sämtliche Publikationsformen der Jahresberichte. Alle digital verfügbaren Titelaufnahmen sind seit 2003 frei im Internet recherchierbar. Die Systematik wurde im gleichen Jahr auf eine facettierte Klassifikation umgestellt, d.h. alle Zeitabschnitte sind in der gleichen Weise sachlich untergliedert. Das Online-Angebot wurde laufend technisch weiterentwickelt und von 2005 bis 2015 täglich aktualisiert.

 

Die Jahresberichte für deutsche Geschichte engagierten sich auch darüber hinaus für die Weiterentwicklung der geschichtswissenschaftlichen Fachinformation. Seit 2002 war das Akademienvorhaben Mitglied des DFG-geförderten Kooperationsverbundes bzw. seit 2007 des Trägervereins für das Fachportal Clio-online. Die Datenbank der Jahresberichte wurde darüber hinaus auch in das Fachportal Chronicon der Bayerischen Staatsbibliothek eingebunden. Ab dem Jahre 2016 wird im Kontext des DFG-Projekts Fachinformationsdienst Geschichte perspektivisch eine "Deutsche Historische Bibliographie (DHB)" aufgebaut. Der umfassende Datenbestand der Jahresberichte wird ein wesentlicher Teil von ihr sein.

 

Als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fungierten im Laufe des Bestehens des Akademienvorhabens:

  • Katy Barthel
  • Gerlinde Baudach
  • Bodo Becker
  • Dr. Brigitte Berlekamp
  • Detlef Gritzke
  • Ursula Jakiel
  • Petra Limbach
  • Evelyn Müller
  • Dr. Stefan Oehmig
  • Saskia Paul
  • Ulrike Reichhoff
  • Dr. Daniel Schlögl
  • D. Michéle Schubert
  • Matti Stöhr
  • Wissenschaftsadministration
  • Ingrid Volz
  • Prof. Dr. Wolfgang Wächter
  • Dr. Stefan Wiederkehr

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