JDG-Einblicke: Märchen

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Rechercheeinstieg zum Thema „Märchen“ anlässlich der Winter- und Weihnachtszeit 2014/2015

 

Das Märchen ist dem Kindesalter der Menschheit vergleichbar; ihm sind alle Wunder möglich, es zieht Mond und Sterne vom Himmel und versetzt Berge. Für das Märchen gibt es keine Nähe und keine Ferne, keine Jahrzahl und kein Datum, nur allenfalls Namen, und dann entweder sehr gewöhnliche, oder sehr sonderbare, wie sie Kinder erfinden.

 
(Ludwig Bechstein)
 
 
Märchen erzählen von wundersamen Begebenheiten, besonders im Advent und zur Weihnachtszeit. Wahrscheinlich sind sie eine sehr alte, eventuell die älteste Gattung in der belletristischen Literatur, in denen sich auch Mythologien, Legenden, aber auch Aberglaube und Utopien spiegeln. Wir unterscheiden Volksmärchen, die auf mündlichen Überlieferungen beruhen, von Kunstmärchen. Während in allen Kulturen Märchenerzählen zum Alltag gehört, sind die Kunstmärchen an die Erfindung des Buchdrucks gebunden. Beide Formen tragen zur Kulturellen Identität bei.
 
porträt gebrüder grimm
  
Im 19. Jahrhundert begannen die Romantiker in Deutschland, allen voran Clemens Brentano, die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm sowie Ludwig Bechstein, Märchen zu sammeln und volkskundlich zu deuten. Neben der Auswertung mündlicher Quellen wurden häufig sprachliche Veränderungen vorgenommen, so dass oft Mischformen entstanden sind. Namhafte Schriftsteller wie beispielsweise Friedrich Frhr. von Hardenberg - besser bekannt als Novalis - Hans Fallada oder Franz Fühmann haben wunderschöne Kunstmärchen verfasst.
 
 
 
 
Mit den Editionen von Märchensammlungen begründete sich auch das Interesse der Literaturwissenschaft an dieser Gattung. In Deutschland gibt es seit 1956 eine „Europäische Märchengesellschaft“ und seit 1985 die „Märchen-Stiftung Walter Kahn“ mit ihrer Zeitschrift „Der Märchenspiegel“. Einer der namhaften Erzählforscher ist der Germanist Heinz Rölleke (geb. 1936). Er konnte vor allem zur Herkunft der Grimm‘schen Märchen wichtige Erkenntnisse beitragen. So entdeckte er eine Reihe von jungen Frauen aus dem Umfeld der Sammler in Kassel, als wichtige Beiträgerinnen der Märchen: So etwa Dorothea Viehmann, Annette von Droste-Hülshoff und Ihre Schwester Jenny, Marie Hassenpflug und ihre Schwestern Jeannette und Amalie sowie Dorothea Grimm geb. Wild (Frau von Wilhelm) und ihre Schwestern Margarete Marianne und Marie Elisabeth.
 
 
illustration vorlesen eines märchens
 
 
Heute ist das herkömmliche Märchenbuch noch immer die Nummer eins bei der Vermittlung von Märchen. Immer mehr gewinnen jedoch Neue Medien, darunter Online-Medien an Bedeutung. Hörspiele, Rundfunk und Fernsehen, (Märchen-)Filme und Computerspiele sind in den Kinderzimmern seit Jahrzehnten wie selbstverständlich präsent. Unabhängig von den vielfältigen (neuen) Medien haben Märchen ihre wichtige Funktion bei der Wertorientierung und Herausbildung von Emotionen des Kindes behalten. Hierzu gehören etwa Empfindsamkeit, Liebe, Glück und Treue, aber auch Angst und Trauer. Dies wird von der Entwicklungspsychologie bekräftigt.
 

 

Bildnachweise:

  • Prinzessin Luise liest einem kranken Kind aus dem Dorf Märchen vor. Quelle: Wikimedia Commons

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