JDG-Einblicke: Ernährung
Die Jahresberichte bitten zu Tisch: ein kulinarischer Streifzug durch die Jahrhunderte. Rechercheeinstieg zum Thema "Ernährung" aus Anlass des jährlichen Welternährungstags am 16. Oktober
Das Thema Ernährung ist ein umfassendes und verbindet Sozial-, Kultur-, Geschlechter- und Umweltgeschichte. Ernährung und Lebensstil sind mitbestimmend für die Gesundheit eines jeden Menschen. Verfolgen Sie das Thema in der Datenbank der Jahresberichte für deutsche Geschichte quer durch alle Zeitepochen, indem sie die Suchbegriffe und Begriffskombinationen anklicken!
Schon die Römer beeinflussten im Taciteischen Zeitalter die Ess- und Trinksitten der verschiedenen germanischen Stämme zwischen Rhein, Donau und Weichsel. Eine Vielzahl der von ihnen verwendeten Gemüse- und Getreidearten, Hülsenfrüchte und Obstzüchtungen bedeutete für die bis dahin fade Küche der Germanen eine kulinarische Bereicherung. Grundlage für die Ernährung im völkerwanderungs- und merowingerzeitlichen Germanien waren vorwiegend Produkte aus Ackerbau, Gartenbau und Viehwirtschaft.
Im Laufe des Mittelalters verbesserten viele Faktoren die Ernährung der Menschen und veränderten damit ihre Essgewohnheiten, so die etwa 1000 n. Chr. einsetzende Dreifelderwirtschaft als dominante Anbauform in der Landwirtschaft, technische Neuerungen bei der Herstellung von Nahrungsmitteln, aber auch der Import völlig neuer Nahrungs- und Genussmittel durch den ausgebauten Fernhandel, beispielsweise der Hanse.
Neue Handelswege nach Asien, Afrika, in den Orient und in die neue Welt lieferten der frühneuzeitlichen Küche eine Fülle neuer Lebensmittel wie Kartoffeln, Mais, Kakao, Kaffee, Tee, Vanille oder Chili. Konnten sich bisher vor allem Wohlhabende den Luxus teurer Gewürze leisten, so wurden diese jetzt allgemein erschwinglicher. Auch im Zeitalter der Reformation blieb die soziale Differenzierung der Ernährung erhalten, blieben die Unterschiede der Ernährungsstile in den einzelnen sozialen Schichten der Gesellschaft, unterschied sich der Speisezettel der werktätigen Bevölkerung von den Tafelrunden der Fürstenhöfe.
Missernten, Naturkatastrophen, Hungersnöte, Kriege, Plünderungen, Krankheiten und Epidemien plagten die mittelalterlichen aber auch die neuzeitlichen Menschen. Sitten und Bräuche, kirchliche Feste und Feiertage, Fastenzeiten und christliche Ethik beeinflussten die Tisch- und Trinkkultur quer durch die Jahrhunderte. Ob medizinische Ratschläge zur Speiseabfolge und Anzahl der Mahlzeiten, oder die „Heilkunde der Hildegard von Bingen“, ob Rezeptsammlungen oder Kochbücher, Kräuter- oder Arzneibücher - alles sollte Wissen über gesunde Ernährung und Lebensführung vermitteln. In der Zeit der Aufklärung erlebte die Beschäftigung mit Ernährungsfragen ein neues Hoch. Die Diätetik entwickelte sich im Zusammenspiel mit Medizin und anderen wissenschaftlichen Disziplinen weiter.
Im 19. Jahrhundert brachten neue Technologien die Lebensmittelproduktion, -konservierung und den Transport entscheidend voran. War bis zum Einsetzen der Industrialisierung die Landwirtschaft der unmittelbare Nahrungsmittelproduzent, so wurde sie jetzt der Rohstofflieferant für die Nahrungsmittelindustrie. Die Palette der Lebensmittelprodukte wuchs stetig. Staatliche Gesundheitspolitik und Nahrungsmittelüberwachung standen vor neuen Herausforderungen.
Die Ereignisse des 20. Jahrhunderts veränderten die deutsche Gesellschaft und damit den Lebenswandel, das Nahrungsangebot und die Esskultur weiter. Über sie wurde zunehmend öffentlich debattiert. Große Ausstellungen widmeten dem Thema Aufmerksamkeit und spiegelten neue Erkenntnisse aus der Ernährungswissenschaft und angrenzenden Disziplinen. Die voranschreitende Technisierung der Haushalte revolutionierte auch die deutsche Küche.
Seit den 1950er Jahren wich schließlich das typische Mahlzeitenmuster der aufkommenden Fastfood-Kultur, wurde
anstelle am heimischen Tisch immer häufiger außer Haus gespeist. Die Zahl der Gaststätten und Kaffeehäuser wuchs, Gemeinschaftsverpflegung oder auch Schulverpflegung gewannen an Bedeutung. Unaufhörlich arbeiten bis heute Wissenschaft und Industrie daran, Lebens- bzw. Nahrungsmittel weiter zu optimieren und sogar neue mit gesundheitsfördernder Wirkung zu entwickeln. Entdecken Sie die Vielfalt des Themas Ernährung in Geschichte und Gegenwart in den Jahresberichten!
Bildnachweise:
Küche mit Kachelofen, aus: Kuchenmaistrey, erstmals erschieben 1485 bei Peter Wagner. Abbildung aus der Ausgabe von Johannes Fischauer, Augsburg 1505. Quelle: Wikimedia Commons
Ein new Kochbuch" from Marxen Rumpolt, 1581. Quelle: Wikimedia Commons
Selbstbedienungsautomaten im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bundesarchiv, B 145 Bild-F010055-0011 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA Quelle: Wikimedia Commons