JDG-Einblicke: Aufklärung

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Rechercheeinstieg „Aufklärung“ anlässlich des Akademientages am 28.10.2013 mit dem Thema „Die Gegenwart der Aufklärung“

immanuel kant

Was ist Aufklärung? Diese Frage stellte im Jahre 1784 kein geringerer als Immanuel Kant in der Dezember-Nummer der Berlinischen Monatsschrift. Diese Zeitschrift war das Sprachrohr der Berlinische Mittwochsgesellschaft (1783-1798), einer adelig-bürgerlichen Aufklärungsgesellschaft. Kant lieferte in diesem Aufsatz seine bis heute klassische Definition der Aufklärung, nach der die Menschen den Mut haben sollten, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Grundvoraussetzung dafür ist die Freiheit dies in der Öffentlichkeit in Wort und Schrift zu tun.

Mit der Forderung nach öffentlicher Meinungsfreiheit setzte sich Kant zu aufgeklärten Herrschern wie dem preußíschen König Friedrich II., der Kaiserin Maria Theresia und dem Kaiser Joseph II. in Widerspruch.

 

 

minerva als symbol der toleranz

Jene Fürsten hatten mit ihrer Reformpolitik  religiöse Toleranz, Ansätze zur Judenemanzipation, Landrechtskodifikationen und Strafrechtsreformen zur Beseitigung der Folter sowie Abschaffung  der Hexenverfolgungen zu Bestandteilen ihrer absolutistischen Herrschaftspraxis gemacht und damit die Grundlagen für eine begrenzte Rechtsstaatlichkeit geschaffen. Mit der Weiterexistenz von Zensur und feudalen Abhängigkeiten (Lehnsrecht; Fron) waren den Persönlichkeitsrechten jedoch enge Grenzen gesetzt.  Die Kritiker des Erklärungsmodells „Aufgeklärter Absolutismus“ weisen mit Recht darauf hin.

Neben der staatlichen Reformpolitik kamen aus Kreisen des Bürgertums, des Adels sowie von Pfarrern und Theologen zahlreiche Aktivitäten - die so genannte Volksaufklärung. Aufgeklärtes Politisches Denken und Geistesleben sollten hier unmittelbar für die Bevölkerung bzw. für die Gesellschaft im Alltag wirksam werden.

 

chodowiecki basedow tafel 48 b

 

Dazu gehörte u.a.  für die aufgeklärte Pädagogik der Philanthropismus mit seinen Bildungstheorien und Schulreformen des in Dessau wirkenden Johann Bernhard Basedow. Zahlreiche Sozietäten und neue Formen der Publizistik (z.B. die Intelligenzblätter, Moralische Wochenschriften, Almanache und Kalender) förderten die Politische Kommunikation und dienten zugleich der Popularisierung neuer Erkenntnisse der Wissenschaften.

 

 

Die historische Aufklärungsepoche fand bereits vor mehr als 150 Jahren ihr Ende, jedoch bestimmen die Ideale von Freiheit, Menschenrechte, Religionsfreiheit und Humanität auch in der Gegenwart das (politische) Handeln vieler Menschen. Das vielseitige Programm des Akademientags 2013 im BBAW-Hauptgebäude am Gendarmenmarkt gibt hier eine Fülle von Informations-, Disskussions- und Denkanregungen.

 

 

 

Bildnachweise:

  • Immanuel Kant. Quelle: Wikimedia Commons
  • Minerva als Symbol der Toleranz. Die aufgeklärte Weisheit als Minerva schützt die Gläubigen aller Religionen, Daniel Chodowiecki, 1791. Quelle: Wikimedia Commons
  • J. B. Basedows Elementarwerk mit den Kupfertafeln Chodowieckis u.a. Kritische Bearbeitung in drei Bänden, herausgegeben von Theodor Fritzsch. Dritter Band. Ernst Wiegand, Verlagsbuchhandlung Leipzig 1909. Tab. XLVIII. Wirkungen der Religion. b) Der Unterricht der Kinder um Gottes willen, teils durch das Buch der Natur und Sitten, teils durch das Buch der Religion. Quelle: Wikimedia Commons

 

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