Kaum ein anderer Tag als der Siebzehnte Juni 1953 wurde in beiden deutschen Staaten bis 1989 unterschiedlicher bewertet. Für die DDR galt der Tag offiziell als „Tag X“, konterrevolutionärer Putsch oder faschistische Provokation. Im Westen Deutschlands wurde das Ereignis bis 1989/90 als Tag der nationalen Einheit begangen, dem aber im Laufe der Jahre als Nationalfeiertag etwas Unzeitgemäßes anhaftete und der von einem großen Teil der Westdeutschen bei gutem Wetter mehr oder weniger als Ausflugstag genutzt wurde.
Die Wurzeln des Aufstandes lagen schon im Sommer des Jahres
1952, als die
SED-Führung auf der 2. Parteikonferenz den „Aufbau
der Grundlagen des
Sozialismus“ proklamierte. Dem Beschluss folgte ein regelrechter Vernichtungskampf gegen Selbstständige, private
Unternehmen, die freie
Bauernschaft, die Kirche bis hin zum bürgerlichen
Mittelstand. Durch eine einseitige Förderung der Schwerindustrie kam es zu Engpässen in der Versorgung der
Bevölkerung. Dramatisch wuchs dadurch auch die ohnehin seit der DDR-Staatsgründung große Zahl der
Republikflüchtlinge.
Vor diesem Hintergrund wurde die Erhöhung der Arbeitsnormen als weitere Verschlechterung der Lebens- und
Arbeitsbedingungen und Provokation empfunden. So kam es nur vier Jahre nach Gründung der DDR zu einer spontanen Erhebung, die in der
Arbeiterschaft begann, sich aber rasch zum Volksaufstand ausweitete. Stand am Anfang die Rücknahme der Erhöhung der Arbeitsnormen im Vordergrund wurden auch bald politische Forderungen wie Rücktritt der SED-Regierung oder freie
Wahlen gefordert.
Vom Osten
Berlins breiteten sich die
politischen Proteste über die gesamte DDR aus. In über 700 Ortschaften kam es zu Protesten, 600 Betriebe wurden bestreikt und ca. 1400 Häftlinge aus dem
Strafvollzug befreit. Die politische Führung der DDR war von der Wucht der Ereignisse überrascht, sie verdankte ihr Überleben dem Einsatz der sowjetischen Truppen. Die gewaltsame Niederschlagung forderte viele Todesopfer, über tausend Menschen wurden in
politischen Prozessen zu teils hohen Zuchthausstrafen verurteilt.
Nach der friedlichen
Revolution von 1989 wurde der 17. Juni 1953 wie kaum ein anderes Ereignis der deutschen Zeitgeschichte nach 1945
erforscht und dokumentiert. Anlässlich des 50. Jahrestages im Jahr 2003 wurde dieser Tag auch in der
Erinnerungskultur der
Deutschen auf eine neue Stufe gehoben. Von der Peripherie rückte dieser Tag in das Zentrum der DDR-Geschichte. Trotz der Aufwertung verlor der Tag im Zuge der
Einigung Deutschlands schnell den Charakter eines
Feiertages.
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